Bei der Standard-ArchiveLink-Zertifizierung bescheinigt SAP DMS-Herstellern lediglich die funktionale Abdeckung der Schnittstellen-Kommandos. Um die Leistungsfähigkeit von DMS-Lösungen unter Beweis stellen zu können, bieten die Walldorfer allen zertifizierten Partnern jetzt eine Zusatzzertifizierung unter dem Namen „ArchiveLink Load (AL-Load)“ an.
In einer Testumgebung ähnlich wie bei der ArchiveLink-Zertifizierung werden die maximal erreichbaren Werte für bestimmte Abläufe mit von SAP bereit gestellten Testprogrammen gemessen. Es geht um kritische Szenarien, die bei SAP-Kunden mit großen Dokumentenvolumen und limitierten Zeitfenstern für deren Verarbeitung von großer Bedeutung sind.
Während der Tests werden folgende Ablage-Szenarien gemessen:
- Die Zeitdauer für die Ablage einer 500 MB (ca. 100.000 Seiten) großen und indizierten Druckliste
- Die max. Anzahl ausgehender Dokumente im PDF-Format, die innerhalb einer Stunde archiviert werden können. Die Mindestanforderung liegt bei 50.000 Dokumente je Stunde.
- Die Zeitdauer für die Ablage von 16 unterschiedlichen ADK-Dateien mit jeweils ca. 100 MB
Zusätzlich werden Zeiten bei der Recherche von bereits abgelegten Dokumenten ermittelt. Bei den Tests werden folgende Szenarien gemessen:
- Die Zeitdauer für die Anzeige der vorher archivierten Druckliste über Attributsuche. Der Zugriff erfolgt auf Seiten am Anfang, in der Mitte und am Ende der Druckliste.
- Die mittlere Zeitdauer für die Anzeige der vorher archivierten Ausgangsdokumente. Dabei wird 10-mal der parallele Zugriff von 5 PCs auf unterschiedliche Dokumente simuliert.
- Die mittlere Zeitdauer für das Lesen von Einzelbelegen aus den vorher abgelegten 16 Archivdateien simuliert über einen ABAP-Report.
Starke Hardware ist wichtig
Die gemessenen Werte hängen auch stark von der zugrunde liegenden Konfiguration des R/3- und Archivsystems (Hardware und Datenbank) ab. Diese Rahmenbedingungen werden neben den gemessenen Werten mit auf dem Zertifikat bescheinigt. Ein Anbieter kann also mehrere Hardware-Konstellationen zertifizieren lassen. Im Gegensatz zur AL-Zertifizierung ist der DMS-Anbieter für die Bereitstellung der kompletten Testumgebung inkl. SAP-System und Arbeitsplätze verantwortlich. Man hat daher schon von verstärkten Anfragen von DMS-Anbietern bei den Competence Centern der SAP Hardware-Partner gehört. Diese sind typischerweise in der Lage, auch kurzfristig leistungsstarke Hardwarekomponenten für solche Tests zur Verfügung zu stellen.
Die Veröffentlichung der zertifizierten Lösungen erfolgt als Unterrubrik zu der ArchiveLink-Zertifizierung im SAPNet.
Eine solche Zertifizierung setzt für den DMS-Anbieter den Abschluss eines zusätzlichen Servicevertrags mit der SAP voraus. Dieser berechtigt zu einer Zertifizierung pro Jahr durch die SAP AG. Jede weitere Zertifizierung z.B. für andere Hardware-Plattformen kostet eine weitere Gebühr.
Auswahl nach Zertifikat
Die Tests werden immer nur für bestimmte Hardware-Konstellationen durchgeführt. SAP-Kunden gibt ein solches Zertifikat keinen 100%-Vergleich von verschiedenen Archivlösungen, sondern nur eine grobe Orientierung. Bei den Recherche-Tests ist z.B. davon auszugehen, dass alle Objekte aus dem Cache-Bereich des Archiv-Servers gezogen werden und somit keine Aussagen über die Intelligenz der DMS-Software bzgl. Handling von Jukeboxen oder anderen Speichermedien getroffen werden können. In der Realität haben diese Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtdauer für die Anzeige eines Dokumentes. Im Ernstfall führt also nur ein Proof of Concept in der vorgegebenen Produktionsumgebung vor Ort zu einer verlässlichen Aussage.
Ausblick
Diese Zusatz-Zertifizierung wird sicherlich seitens einiger Archiv-Anbieter als Marketing-Instrument genutzt werden. Für die meisten SAP-Kunden mit normalen Dokumentenmengen werden aber wie bisher andere Kriterien bei der Auswahl einer geeigneten DMS-Lösung eine wichtigere Rolle spielen, sodass auch „nicht Performance-zertifizierte“ DMS-Lösungen weiterhin eine sinnvolle Alternative darstellen können.